Die regionalen Medien platzen aus allen Nähten. Ein Augsburger steht im DSDS-Finale. Unsere Redaktion war sich einig, dass auch wir da schleunigst nachziehen sollten. Doch „Hallo Augsburg“ wäre nicht „Hallo Augsburg“, wenn wir diese Pseudo-Hysterie Eins zu Eins kopieren würden.
Natürlich freuen wir uns für Michael. Wir sind uns sicher, dass der charismatische Augsburger mit seiner leicht rauchigen Stimme für jede Menge Gespräche beim weiblichen Publikum sorgt. Wie könnte das auch anders sein bei dieser charakteristischen Zahnlücke. Um nun aber ganz ernst zu bleiben, ist festzuhalten, dass unser Finalist wirklich talentiert ist und eine breite Palette von Stilen souverän performt. Durch seine Adern fließt Soul und Blues und das hört man, wenn er großen Hits wie „Hallelujah, I love her so“ seinen eigenen Stempel verpasst.
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Aber jetzt nochmal zurück zum eigentlichen Thema. Was war noch gleich dieses DSDS? Ja richtig. Das war die Sendung, die 2002 deutschlandweit für Aufsehen sorgte. „Alexander Klaws“ eroberte die Herzen der Teenie Mädels und „Daniel Kübelböck“ das Gelächter der Klassenräume. Der damals gekührte Superstar ist bis heute erfolgreicher Musical Darsteller. Was will man mehr!
Was feiern wir sie also jedes Jahr. Die Gewinner von DSDS. Die neuen Superstars! Noch immer sind die Helden der letzten Jahre in aller Munde: „Aneta Sablik“, „Severino Seeger“, „Prince Damien Ritzinger“… bitte wer? Ja das frage ich mich auch und wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich ohne Wikipedia keinen dieser Namen zustande gebracht.
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Inzwischen seit 16 Jahren zieht sich das Castingdebakel bis in die Gegenwart und muss sich heute gegen zahlreiche Klone der privaten Rundfunk-Konkurrenz behaupten. Oft wirken sie irgendwie moderner und erfrischender. Vielleicht liegt das daran, dass sich Bohlens Sprüche inzwischen in allen erdenklichen Varianten wiederholt haben und die dahinterstehende Redaktion offensichtlich keine Ideen mehr hat. Nostalgisch schaut man zurück als es noch lustig war, dass „Kübelböck“ mit „Kermit dem Frosch“ verglichen wurde.
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Doch was ist dann das Geheimrezept? Wie schafft es DSDS, dass seit so vielen Jahren genug Zuschauer den Fernseher einschalten? Vermutlich liegt es einfach daran, dass Menschen gerne von oben herabblicken. Es ist unterhaltend, wenn sich andere blamieren. Medienpsychologisch spricht man hier vom „sozialen Abwärtsvergleich“. Um hier nicht zu theoretisch zu werden, könnte man auch einfach sagen: „Wenn es anderen beschissen geht, fühle ich mich selbst umso besser“. Die Leute wollen nicht wissen wer der neue Superstar ist, sondern wer sich zum größten Affen macht. Das zeigt sich auch in den Quoten. Allein in diesem Jahr schalteten nach der anfänglichen Castingphase rund eine Million Zuschauer ab.
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So vegetiert DSDS Jahr für Jahr vor sich hin, amüsiert sich über schiefen Gesang, feiert den alljährlichen Besuch von „Menderes“ als großes Highlight und kürt letztlich wenig ruhmreich den neuen Stern am Pop-Himmel. Dass dieser nach einem Album wieder vom Majorlabel „Universal“ gedropped wird, scheint die Sänger nicht davon abzuhalten sich jedes Jahr in Scharen für die Show zu bewerben.
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Wir als Augsburger sind natürlich stolz auf unseren Michael, hätten uns aber gewünscht, dass ein aufmerksamer A&R-Manager von alleine auf ihn aufmerksam wird. Einer, der langfristiges Interesse an seinem Gesang hat und der nicht den kurzen TV-Ruhm für ein Debutalbum finanziell ausschlachten möchte. Hoffentlich landet unser Talent nicht nach einem Jahr in der Abstellkammer von „RTL“. Es reicht schon wenn dort die Portraits von „Thomas Godoj“ und „Luca Hänni“ verstauben. Ja auch diese Beiden waren vor einigen Jahren angeblich die neuen „Superstars“.