„Wenn das so weiter geht, werde ich wohl für immer allein bleiben. Kann doch nicht sein, dass gerade jeder in einer Beziehung ist, der mir gefallen würde. Wo verstecken sich denn die Augsburger Singles?“ Ich seufze innerlich. Auch wenn ich dieses Single-Gejammer meiner Freundin manchmal echt nervig finde, muss ich eingestehen: Diesmal hat sie recht. Ich schaue von meinem Drink auf und sehe mich um. Die Tanzfläche halb leer. Das Publikum eine bunte Mischung aus „zu alt“ und „zu jung“. Ich bin Mitte 20 verdammt nochmal! Sollte nicht eigentlich jeder in meinem Alter an einem Freitagabend unterwegs sein und sein Leben oder irgendwelche Prüfungen feiern?
Sind wir eine Generation Netflix & Chill?
„In Augsburg gibt es leider keinen Club mehr, den ich wirklich geil finde.“
Dass ich beim Feiern meist wenig bekannte Gesichter treffe (zumindest keine, die ich auch sehen will), verwundert mich schon gar nicht mehr. Schließlich wohne ich erst seit ein paar Jahren in Augsburg und studiere zu allem Übel auch noch einen Studiengang, der als ziemlich „nerdy“ gilt. Aber auch von Freunden und Bekannten, auf die nichts von Beidem zutrifft, höre ich immer wieder, dass es ihnen genauso geht. Irgendwie ist die Augsburger Party-Szene eingeschlafen. Aber warum? Liegt es an unserer Generation, dass wir lieber Netflix kucken, als unter Leute zu gehen? Oder liegt es daran, dass die Clubszene in Augsburg nicht wirklich gut ist? Es ist an der Zeit, genau das herauszufinden.
Auch wenn ich mir ihre Antworten bereits vorstellen kann, fange ich bei meinem Freundeskreis an. Viele von ihnen sind in langen Beziehungen und geben auch zu, dass sie Freitagabend lieber auf der Couch verbringen oder einen Spieleabend machen, anstatt um die Häuser zu ziehen. Aber hängt die Bereitschaft zum Feiern gehen wirklich vom Beziehungsstatus ab? Die Singles unter meinen Bekannten sind bei meiner Frage sofort on fire. Schließlich gehen viele von ihnen hauptsächlich aus, um Leute kennenzulernen. „Wenn ich im Club niemand kennenlerne, bleibt mir ja kaum etwas anderes übrig, als zu tindern“, wirft einer ein. Die meisten von ihnen geben der Augsburger Clubszene die Schuld daran, dass weniger Leute Feiern gehen. „In Augsburg gibt es leider keinen Club mehr, den ich wirklich geil finde.“ Jap, same here. Wenn man nicht unbedingt auf Techno steht, lässt die Augsburger Clubszene wirklich zu wünschen übrig. Doch wie steht es um den Rest der Augsburger? Höchste Zeit also für einen Ortswechsel meiner Feldforschung: Ab an die Uni!
Augsburger Clubs sind meist zu standard
„Wir sind 23 – viel zu alt also um feiern zu gehen“, lacht die erste Gruppe, mit der ich mich vor der Cafete unterhalte. Nach ein paar Scherzen und einem großen Schluck Kaffee wurden wir jedoch wieder ernster. Einer von ihnen erklärt, dass er schon das Gefühl habe, dass sich das Weggeh-Verhalten zumindest in seinem Freundeskreis verändert hat. Zum Beispiel habe ein guter Freund von ihm Kinder bekommen, andere seien abends oft fertig von der Arbeit. Da macht man halt andere Dinge zusammen, als feiern zu gehen.
„Für mich wäre es cool, wenn man loszieht und mal etwas Besonderes sieht.“
Als ich bei einer weiteren Gruppe nachfrage, wie sie denn die Clubszene sehen, kommt direkt die belustigte Gegenfrage: „Welche Augsburger Clubszene?“ Touché! Schnell ist sich die Menge einig, dass sie vor allem deshalb nicht mehr feiern gehen, weil es einfach nichts Neues gibt. „Für mich wäre es cool, wenn man loszieht und mal etwas Besonderes sieht“, wirft einer von ihnen ein. „Ich finde es lame, dass hier alles immer gleich ist. Daheim gibt es zumindest ein gewisses Potential, dass etwas passieren kann.“ Seine Freunde nicken zustimmend. Außerdem sei es dank der Eintrittspreise oft unmöglich, spontan zu entscheiden, mal für ein Stündchen in einen Club zu schauen. „Wenn’s 10€ kostet, muss man fast die ganze Nacht bleiben“, beteuert eine andere genervt. Trotzdem verraten sie mir einen Club, den sie öfter besuchen: Das Hallo Werner. „Ich finde halt cool, dass man dort Super Mario spielen kann. So etwas hab‘ ich noch nirgendwo anders gesehen. Das ist für mich dann auch wirklich ein Grund, dass ich da öfter hingehe.“
Sieht so aus, als wäre also ausnahmsweise nicht unsere Generation Schuld daran, dass die Augsburger Party-Szene immer weiter einschläft. Bleibt also nur zu hoffen, dass es bald mal wieder einen Schuppen gibt, der sich traut, anders zu sein und nicht nur mit lamen Techno-Partys Geld machen will. Denn ich bin wirklich noch nicht bereit dafür, mit Mitte 20 meine Freitagabende daheim zu verbringen!