Die erste Gamescom, die ich seit über zehn Jahren besuche, beginnt beinahe wie eine Achterbahnfahrt: mit langem Warten. Vom Bahnhof Köln Messe geht es erst einmal nach hinten. Vorne dürfen nur Fachbesucher:innen rein. Aber auch hinten ist der Weg nicht gerade durch. Es geht durch viele Schleifen und eingezäunte Abschnitte, bevor es vom hellen Tag in eine schmucklose, dunkle Halle geht. Und dann wieder: Warten. Eine Dreiviertelstunde nach der offiziellen Öffnung komme ich an den Punkt, an dem endlich mein Ticket abgescannt wird. Es geht Treppen runter in einen Verbindungsgang und nach hundert Metern wieder Treppen nach oben – endlich angekommen!
Ein Paradies der Fiktion
Das Herz eines Gamers schlägt hier sofort höher. Von großen Releases wie dem neuen Starfield bis zu kleinen Gaming Start-ups, die ihr erstes Spiel launchen, hier ist das Who is Who zu finden. Gerade bei den FSK Kennzeichnungen bietet die Gamescom ein gutes System. An jedem Stand ist die dort geltende FSK Freigabe abgebildet. Gegen Ausweis erhalten Besucher:innen ein farbiges Bändchen, das zeigt, ob sie etwa Spiele ab 18 Jahren bereits spielen dürfen oder nicht. Und auch die vielen Securities sorgen dafür, dass der Besucherstrom in diesem Jahr gut geleitet wird. Das gilt übrigens auch für die Warteschlangen an den einzelnen Ständen. Diese sind auf dem Boden aufgemalt und machen klar, wo die Schlange verläuft.
Gerade mit Kindern bietet sich der Familienbereich an, in dem spezielle Angebote gemacht werden, damit auch alle auf ihre Kosten kommen. Mit an diesen angegliedert ist die Retro-Area, in der der Nostalgiker:innen bei alten Arkaden und Klassikern schwelgen dürfen. Wer dann plötzlich direkt vor einem Stand von Aldi steht: Keine Sorge, das gehört auch zur Gamescom. Auf dem Gamescom Campus stellen sich Unternehmen sowie Hochschulen und Universitäten vor, die hier nach Fachkräften suchen und über Studiengänge informieren. Hierhin hat sich auch ein regionaler Player aus dem Allgäu gewagt: Die Hochschule Kempten stellt an einem Stand ihren Studiengang Game Development vor.
Trotzdem sollte sich jede:r Besucher:in im Klaren sein: Selbst am Donnerstag gilt hier ein Kuschelkurs! Insbesondere bei den Hallen mit den großen Namen der Branche schiebt man sich in der Masse durch die Hallen. Und spätestens am Nachmittag hängt bei heißen Außentemperaturen auch ein gewisser Schweißgeruch in der Luft. Zudem gibt es bei manchen Spielen sehr lange Wartezeiten, teils mehrere Stunden. Manche Gamer:innen bringen für die Wartezeit gleich Campingstühle mit. Daher ist es beinahe unmöglich, an einem Tag auf der Gamescom alles zu schaffen. Besonders, wenn am Nachmittag bei einigen Spielen die Warteschlangen geschlossen werden. Hier hilft auch Verhandeln mit den Standhelfer:innen meist wenig.
Die „geheime" Gamescom
Wer über die Gamescom läuft, landet irgendwann auch vor großen Schildern der Presse und Business Area. Der Zugang mit dem normalen Ticket ist hier nicht möglich. Im Fachbereich vernetzen sich Unternehmen der Branche. Ganze Länder stellen hier dem Fachpublikum ihre Spieleindustrie vor, ebenso wie Händler und Anbieter:innen von einzelnen Bausteinen eines Spiels. Hier gab es für mich als Bayerin allerdings einen großen Wermutstropfen. Denn während Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg sich in großem Stil vorstellen und zeigen, welche Spiele und Start-ups aus ihrer Region kommen, sah man von Bayern nichts. Schade, denn erst 2022 gab es für Videospiele aus der Region neue Fördermittel.