Eschentriebsterben in Augsburg: Ist der Stadtwald in Gefahr? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

In Siebenbrunn müssen zahlreiche Bäume des Stadtwaldes gefällt werden. Grund ist unter anderem das Eschentriebsterben, das zu einer Gefahr für Verkehrsteilnehmende und Spazierende führt.

Eschentriebsterben in Augsburg: Ist der Stadtwald in Gefahr?

Ein Spaziergang durch den Stadtwald ist gerade im Frühling ein wunderbares Gefühl. Nach dem ganzen Dunkel und Grau des Winters kommt plötzlich wieder die erste Farbe in die Welt: Die Bäume fangen an sich grün zu färben, erste Knospen sprießen aus dem Boden und die Sonne scheint mit strahlendem Licht durch die hohen Kronen. Doch auch wenn in diesem Moment alles wie eine heile Welt erscheint, so hat auch der Wald mit heimtückischen Angriffen zu kämpfen.

Pilzbefall mit Ursprung in Asien

Das „Eschentriebsterben“ ist den meisten Leuten ein Begriff. Doch was ist das eigentlich genau? Bei der Krankheit handelt es sich um einen Pilz namens „Falsches Weißes Stengelbecherchen“. Dieser stammt aus Ostasien und wurde erstmals im Jahr 2005 in Bayern nachgewiesen. Der Pilz befällt zunächst die Triebe und Blätter der Bäume und breitet sich von dort aus über den Stamm aus. Dabei schwächt er die Eschen enorm und bringt sie schließlich in Kombination mit weiteren Sekundärschädigungen, wie Wurzelfäulen oder dem Eschenbastkäfer, zum Absterben.

Die Symptome der Erkrankung fallen unterschiedlich aus. Als typische Merkmale des frühen Stadiums gelten Blattverfärbungen, Welkeerscheinungen in der Krone, Rindenverfärbungen sowie abgestorbene Äste. Deutlich später folgen weitere Erscheinungen wie Rindennekrosen, die sich durch braune Verfärbungen am Stamm oder Trieb äußern. Treten diese am Fuß des Baumes aus, führt dies oftmals zu Sekundärbefall durch weitere Pilze.

Auswirkungen der Krankheit auf den Stadtwald

Der Augsburger Stadtwald besteht laut Angaben der Stadt Augsburg zu rund 15 Prozent aus Eschen, mit zunehmender Tendenz von Süd nach Nord. Dabei spielt die Pflanzenart vor allem im Auwald entlang von Lech und Wertach eine sehr bedeutende Rolle.

Da die Stadt als Waldeigentümerin zur Verkehrssicherung verpflichtet ist, finden regelmäßig Baumfällarbeiten statt, um Waldbesuchende vor Gefahren durch geschwächte Eschen zu schützen. Dies kann beispielsweise entlang gewidmeter Wege, bei baulichen Anlagen sowie an Erholungseinrichtungen erfolgen. Abseits von Fußgängerstrecken werden unterdessen große Teile der kranken und abgestorbenen Eschen bewusst dem Wald überlassen. Daraus bildet sich sogenanntes „Totholz“, das als wichtiger Lebensraum für Pilze, Moose, Käfer und sonstige Insekten gilt.

Die Stadt Augsburg berichtet, dass aktuell nur rund 5 Prozent aller Eschen eine Resistenz bilden. Aus diesem Grund müsse man mit einer massiven Fragmentierung der Eschenpopulation rechnen. Im Extremfall könnten nur einzelne, isolierte Bäume stehen bleiben. Insofern ändere der Wald kurzfristig an lokalen Stellen seinen Anblick – doch werde sich danach wieder ein vielfältiger und gemischter Wald einstellen.

Ökonomisch seien die Konsequenzen gegenüber den ökologischen marginal. Das Holz könne man nämlich, sofern die Stämme nicht durch Sekundärschädlinge faul seien, weiterhin für handwerkliche Arbeiten oder als Brennholz verwenden. Durch letzteres kann es unter anderem für Strom und Wärme in Augsburger Haushalten sorgen.

Fällarbeiten in Siebenbrunn

Am Mittwoch, den 3. April, stehen im Wäldchen an der Ecke der Siebenbrunner Straße zur Krankenhausstraße weitere Fällarbeiten der Forstverwaltung an. Aus diesem Grund ist der Abschnitt von 8 bis 16 Uhr aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt.

Die Maßnahmen sind erforderlich, denn auch hier hat das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ zahlreiche Bäume befallen. Zu erkennen ist die Krankheit in den hohen Baumkronen der Eschen sowie den verfärbten und von Pilzen befallenen Stämmen. Der zuständige Förster hat die zu entfernenden Exemplare bereits sorgfältig ausgewählt und entsprechend markiert. Insgesamt werden rund 50 Bäume gefällt, die Hälfte davon sind Eschen. Neben Pilzbefall können auch weitere Ursachen zu einer Entfernung von Bäumen führen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Käferbefall oder Sturmschäden.

Doch keine Sorge: Der Wald wird nicht licht aussehen. Stattdessen werden sich die im Bestand entstandenen Lücken mit Naturverjüngung schließen, also durch die natürliche Ansamung der Altbäume. Außerdem sollen auch in Zukunft wieder standortgerechte Baumarten eingepflanzt werden, sodass ein stabiler und klimaresilienter Mischwald heranwachsen kann.