Kaum hat die Sonne den Weg durch die Wolkendecke gefunden und das triste Grau mit Licht abgelöst, verkündet der Wetterbericht für die kommenden Tage schon wieder Kälte und Nässe. Dieser Temperaturumschwung fällt genau auf die sogenannten „Eisheiligen“, welche uns vom 11. bis 15. Mai in Deutschland erwarten.
Ursprung der Bauernregel
Die Eisheiligen sind nach den fünf Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia benannt. Ihre Namenstage markieren eine Zeit, in der es besonders oft noch einmal einen Kälteeinbruch gibt, bevor es dann endgültig sommerlich warm wird. Laut der Bauernregel ist in der Periode vom 11. bis 15. Mai verstärkt mit Temperaturstürzen sowie Nachtfrost zu rechnen. Wie weit diese Feststellung genau zurückgeht, ist nicht bekannt – doch vermutlich entstand sie bereits im frühen Mittelalter und wurde über Generationen hinweg weitergegeben. Damals beobachteten die Menschen die Natur, um die beste Zeit für Aussaat und Ernte herauszufinden. Durch sich wiederkehrende Witterungsbedingungen zu bestimmten Zeiten im Jahr bemerkten sie Gesetzmäßigkeiten, welche sie in Form von Reimen festhielten. Für das Wetterphänomen der Eisheiligen lauteten diese beispielsweise „Mamertus, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss“ sowie „Die kalte Sophie macht alles hie“.
Meteorologische Ursachen für das Wetterphänomen
Die Eisheiligen in Mitteleuropa sind nach heutigen Erkenntnissen eine sogenannte meteorologische Singularität. Das sind Phasen, in denen das Wetter von den in dieser Zeit üblichen Bedingungen abweicht – es ist beispielsweise etwas zu kalt, zu heiß, zu nass oder zu trocken. Einer solchen Singularität ist ebenso geschuldet, dass an Weihnachten so selten Schnee fällt und dieser meist genau an den Tagen vor Heiligabend taut. Der „Ausreißer“ im Mai entsteht unterdessen aufgrund der Wechselwirkung zwischen Land und Meer: Die Erdmassen Europas erwärmen sich im Frühjahr schneller als die Wassermassen des Atlantiks. Dadurch kommt es zu Luftdruckunterschieden, welche heftige Strömungen verursachen, die kalte Polarluft bis weit nach Mitteleuropa tragen.
Zufall oder Periodik?
Die Bauernregeln überliefern im Kern das Wissen, dass Frost im Mai noch zum Wettergeschehen dazugehört. Doch Meteorologe Björn Goldhausen erklärt: „Regeln wie ‚Pflanze nie vor der kalten Sophie’ sind nur bedingt in die heutige Zeit zu übertragen, da sie vor der gregorianischen Kalenderreform im 16. Jahrhundert aufgestellt wurden.“ Diese beinhaltete das Auslassen von insgesamt 10 Tagen, um die entstandene Differenz zwischen Sonnen- und Kalenderjahr wieder auszugleichen. Zählt man diese wieder hinzu, gäbe es die Eisheiligen also eigentlich erst Ende Mai. Laut WetterOnline zeigen Messungen auf, dass beiden Zeiträumen keine statistische Häufung von Kaltlufteinbrüchen zuzuordnen sei.
Stattdessen nimmt die Wahrscheinlichkeit von Frost- und Bodenfrosttagen in diesem Zeitraum stark ab. Spektrum berichtet, dass diese zwischen dem 11. und 16. Mai noch 18 Prozent beträgt, während sie in der folgenden Pentade auf 5 Prozent sinkt. Zuletzt gab es rund um den 8. Mai 2021 und den 12. Mai 2020 eine Episode mit Spätfrösten, so WetterOnline.
Temperatursturz in Augsburg
Pünktlich zu den Eisheiligen wird es in Augsburg ungemütlich. Die Temperaturen liegen tagsüber zwischen 10 und 16 Grad, während sie nachts nicht unter 6 Grad sinken. Den gefürchteten Frost wird es in diesem Jahr also nicht geben, stattdessen erwarten euch reichlich Wolken und viel Regen. Laut WetterOnline bleibt das Wetter in der kommenden Woche vorerst ungemütlich. Doch keine Sorge: Der 16 Tage Trend verspricht schon wieder mehr Sonnenschein!
