E-Mobilität in Augsburg – einmal 9 mit Rebecca Golling

Rebecca Golling leitet das E-Mobility-Team bei LEW. In unserem einmal 9 erklärt sie uns mehr zu den Hintergründen, der Thematik und wie die Situation in unserer Region ist.

E-Mobilität in Augsburg – einmal 9 mit Rebecca Golling

Einfach aufspringen und lautlos geht es zügig durch die Stadt. E-Roller sind ein großes Thema im öffentlichen Diskurs und inzwischen stehen sogar Leihroller überall in Augsburg zur Verfügung. Doch auch generell ist E-Mobility ein zukunftsträchtiges Thema. Um tiefer hinter den Sachverhalt zu blicken, haben wir ein einmal 9 mit Rebecca Golling geführt.

1. Das Thema E-Roller wird derzeit in der Öffentlichkeit stark diskutiert. Wie bewertest Du die neuen Möglichkeiten?
E-Roller können aus unserer Sicht einen wesentlichen Beitrag zu nachhaltiger und klimafreundlicher Mobilität leisten – insbesondere in größeren Städten. Sie eignen sich hier ebenso wie E-Autos und E-Bikes.

2. Inwieweit betrifft Deine tägliche Arbeit den Bereich E-Mobilität?
Seit gut zwei Jahren leite ich das E-Mobility-Team bei LEW. Unser Ziel ist es, das Thema Elektromobilität in unserer Region voranzutreiben. Wir wollen Menschen für das Thema begeistern und sorgen für die nötige Ladeinfrastruktur, um Elektrofahrzeuge zu laden. Die Lechwerke betreiben inzwischen rund 290 öffentliche Ladepunkte in der Region. Dank des Bundesprogramms Ladeinfrastruktur konnten wir allein in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 120 neue Ladepunkte in Betrieb nehmen, davon knapp 40 Gleichstrom-Schnellladepunkte. An so einer Säule ist der Akku eines E-Autos nach etwa 20 Minuten zu 80 Prozent voll. Daneben bieten wir auch Ladeboxen für Zuhause und passende Stromprodukte an. Ein weiteres Thema sind E-Bikes, die ja immer mehr im Kommen sind und im Stadtverkehr oft eine gute Alternative zum Auto sind. Dafür haben wir ebenfalls passende Ladestationen, die wir in unseren Werkstätten selbst bauen und zusammen mit Kommunen und Unternehmen aufbauen.

3. Welche Möglichkeiten haben wir in Augsburg E-Mobility zu nutzen?
Elektromobilität bietet gerade für Städte große Vorteile, da sie lokal emissionsfrei ist. Sie kann also entscheidend dazu beitragen, die Schadstoffbelastung zu reduzieren. In Augsburg betreibt LEW insgesamt neun Ladesäulen. Da eine Ladesäule in der Regel aus zwei Ladepunkten besteht, sind das knapp 20 Ladepunkte. Dazu kommen noch Lademöglichkeiten von anderen Anbietern und auch manche großen Einkaufshäuser haben eigene Ladesäulen für ihre Kunden. Wer mit dem E-Auto zum Shoppen in die Stadt fährt, kann zum Beispiel an unseren Ladestationen in der Schaezlerstraße kostenlos parken. Und wenn man vom Bummeln oder Theater- oder Kinobesuch zurückkommt, ist der Akku voll. Deshalb sind unsere Ladepunkte hier auch besonders beliebt. In unserer LEW Energiewelt am Königsplatz kann sich jeder über E-Mobility und andere Energiethemen informieren.

4. Was ist in Zukunft in Augsburg geplant?
Mit dem deutlichen Zubau im vergangenen Jahr sind wir momentan gut aufgestellt, was die Ladeinfrastruktur in der Region angeht. Aber wir beobachten die Entwicklung der Zulassungszahlen für Elektroautos natürlich sehr genau und werden uns gemeinsam mit unseren Partnern auch weiterhin für einen bedarfsgerechten Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur einsetzen. Dabei prüfen wir vor allem den Ausbau von Schnellladeinfrastruktur an für die Kunden besonders attraktiven Standorten. Hier sehen wir zurzeit die höchsten Nutzungszahlen.

5. Inwieweit ist E-Mobility von Vorteil für den Umweltschutz?
Elektromobilität ist für uns grundsätzlich ein zentraler Baustein der Energiewende und deren logische Fortsetzung auf den Straßen. Wir brauchen Elektromobilität, um die ambitionierten Klimaziele erreichen zu können. Denn zwei Drittel der CO2-Emissionen entfallen derzeit auf die Bereiche Wärme und Verkehr. Wir müssen also auch im Verkehrsbereich von fossilen Energieträgern wegkommen.

Elektroautos sind nicht nur leise, sondern fahren vor allem lokal emissionsfrei. Das heißt, sie stoßen keine schädlichen Abgase wie CO2 aus und können Feinstaub- oder Stickoxidemissionen reduzieren. Wer also auf ein Elektroauto umsteigt, leistet damit einen Beitrag zum Klimaschutz.

Ein ganz entscheidender Punkt für uns: Elektromobilität macht nur in Kombination mit erneuerbaren Energien Sinn. Damit die Technologie wirklich klimafreundlich ist, sollte auch der Strom zum Laden aus regenerativen Quellen erzeugt werden. An den LEW-Ladesäulen ist das bereits der Fall: Hier stammen die Strommengen komplett aus CO2-freier Energie.

6. Es gibt auch viele Kritiker von E-Mobility. Wie bewertest Du die gängigen Kritikpunkte?
Das ist natürlich ein wichtiges Thema, das berücksichtigt werden muss. Vor allem in der Batterieproduktion gibt es noch viel Nachholbedarf. Doch die Forschung ist hier schon auf einem guten Weg: Es gibt immer mehr Lösungen, die zum Beispiel nicht auf seltene Erden angewiesen sind. Außerdem gibt es schon jetzt teilweise Akkus auf Keramik- oder Glasbasis. Auch für die Second-Life-Nutzung von Akkus, also um Batterien zu recyceln, gibt es schon gute Ansätze. In der Gesamtbilanz muss selbstverständlich auch die Herstellung der Fahrzeuge und die Produktion der Treibstoffe mit einbezogen werden. Doch schon heute schneiden Elektroautos in Bezug auf die CO2-Emissionen besser ab als Verbrenner. Und mit dem Fortschreiten der Energiewende wird dies von Jahr zu Jahr besser.

7. In welche Richtung wird sich der E-Mobilitätssektor in den nächsten Jahren entwickeln?
Da sind mehrere Punkte zu nennen: Zum einen müssen die Automobilhersteller attraktive und bezahlbare E-Autos auf den Markt bringen. Wir sind zuversichtlich, dass sich hier viel tun wird in den nächsten Jahren. Die Reichweiten wurden bei neuen Fahrzeugen ja schon immer größer. Damit verschwindet auch die Reichweitenangst, die viele noch zögern ließ beim Umstieg auf ein Elektroauto.

Ein weiterer Punkt ist das intelligente Lademanagement: Ziel muss es sein, die Fahrzeuge dann zu laden, wenn besonders viel Strom aus regenerativen Quellen zur Verfügung steht, also zum Beispiel zur Mittagszeit, wenn viel Solarenergie produziert wird. Wie so etwas aussehen kann, haben wir in unserem Forschungsprojekt ePlanB in Buchloe getestet. Um so etwas flächendeckend ausrollen zu können, muss der Gesetzgeber aber bessere Rahmenbedingungen schaffen.

8. Was sind für Dich persönlich die größten Vorteile von E-Mobility?
Natürlich ist das in erster Linie die klimafreundliche Art der Fortbewegung. Doch ist E-Mobility nicht nur sauber und leise, sondern macht auch noch Spaß! Ich kenne keinen E-Auto-Fahrer, der nicht vom tollen Fahrgefühl begeistert ist. Elektromobilität macht jedoch nicht nur auf vier Rädern Spaß – mit E-Bikes und E-Rollern erschließt sich für viele Menschen eine ganz neue Art der Fortbewegung. Sie entlastet nicht nur den Verkehr in unseren Städten, sondern verschafft auch Menschen, die nicht so sportlich oder schon etwas älter sind, wieder Zugang zu mehr Bewegung und Mobilität.

9. Inwieweit ist E-Mobility wichtig für die Menschheit?
Wenn man bedenkt, dass der Klimawandel derzeit wohl das zentrale Thema ist, wird die Bedeutung einer klimafreundlichen Mobilität immer wichtiger. Die Friday-for-Future-Bewegung zeigt uns gerade sehr deutlich, dass wir alle am Zug sind, einen Beitrag zu leisten, damit auch die nachfolgenden Generationen noch auf dieser Erde leben können. Der Umstieg auf E-Mobility ist zwar nur einer von vielen Schritten, die getan werden müssen, um das Klima nachhaltig zu schützen, aber in Bezug auf Mobilität, ist er vermutlich der entscheidende Schritt.

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