Ob Glühwein, Bier oder Sekt: Gerade in der Weihnachtszeit und über Neujahr fließt in zahlreichen Haushalten besonders viel Alkohol. Viele Menschen nutzen dann den Jahreswechsel, um ihr Leben zu einem gesünderen Lifestyle umzugestalten. Neben dem „Veganuary“ erobert 2023 auch der „Dry Januar“ die sozialen Medien. Was es damit auf sich hat und welche Ergebnisse dieser verspricht, erfahrt ihr hier.
Kampagne erstmals in Deutschland
Den Start in das neue Jahr nehmen viele Leute zum Anlass für gute Vorsätze. Neben „mehr Sport treiben“ ist auch „weniger Alkohol trinken“ ein Klassiker unter ihnen. Genau letzteres greift die „Dry Januar“-Aktion auf und fordert dazu heraus, dies auch wirklich in die Tat umzusetzen. Ursprünglich stammt das Konzept von der britischen Non-Profit-Organisation „Alcohol Change UK“ und wird 2023 nun erstmals vom Blauen Kreuz, einer christlichen Organisation zur Selbsthilfe bei Suchtkrankheiten, auch in Deutschland umgesetzt. Gefördert wird es außerdem von der Techniker Krankenkasse.
Alkoholproblem der Deutschen
Alkoholkonsum gehört in Deutschland schon fast zur Tagesordnung. „Trink doch auch was mit“, ist ein Satz, den sich wohl jeder schon einmal auf einer Feier anhören musste. Doch laut dem Bundesministerium für Gesundheit konsumieren rund 7,9 Millionen Deutsche Alkohol in gesundheitlich riskanter Form – von der Dunkelziffer ganz abgesehen. Durchschnittlich werden dabei pro Kopf der Bevölkerung jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Diese entsprechen etwa 200 Litern Bier, 90 Litern Wein oder 25 Litern Whisky. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Zehntel. Analysen gehen von jährlich etwa 74.000 Todesfällen allein durch Alkoholkonsum aus, so das Bundesministerium für Gesundheit.
Verzicht zahlt sich aus
Die „Washington Post" hat einige wissenschaftliche Studien zusammengetragen, die die positiven Effekte eines Alkoholverzichts zeigen – selbst wenn dieser nur einen Monat lang andauert. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2018 stellte fest, dass sich bei Alkoholkonsument:innen, die vier Wochen lang abstinent blieben, deutliche gesundheitliche Verbesserungen einstellten im Vergleich zu Menschen, die weiter tranken. Sie hatten einen gesünderen Stoffwechsel, verloren an Gewicht und auch das Risiko für Diabetes sowie Krebs verringerte sich – und das, obwohl sie keine Änderungen an ihren Essgewohnheiten oder ihrer sportlichen Aktivität vornahmen. Auch langfristig waren positive Effekte zu erkennen: Die Forscher:innen begleiteten die Teilnehmer:innen auch weiterhin und merkten, dass diese auch im weiteren Verlauf des Jahres deutlich weniger Alkohol konsumierten als zuvor. Zudem berichteten die Probant:innen, dass sie besser schlafen und sich länger konzentrieren konnten.
Durchhalten ist alles!
Der englische Psychologe Richard de Visser schwört auf das "Dry January"-Konzept. Die Vorteile dieser Challenge seien laut ihm, dass für die meisten ein Monat nach einem realistischen Ziel klinge. Trotzdem wäre die Zeit lang genug, um schlechte Gewohnheiten abzulegen und stattdessen neue zu entwickeln. Gegenüber dem Stern betont der Psychologe, dass gerade Eigenmotivation eine große Rolle spiele. Doch wie schafft man es am Ball zu bleiben?
Der Rehabilitationspsychologe Johannes Lindenmeyer empfiehlt, sich vor der Promille-Pause ein klares Ziel zu setzen und dieses auch in der Familie und bei den Freunden kundzutun, denn das stärke die Motivation. Außerdem sei es oftmals leichter eine solche Challenge nicht allein durchzustehen: Sucht euch also eine:n Mitstreiter:in, die den Dry Januar mit euch gemeinsam meistert. Außerdem ist es wichtig, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Warum wollt ihr den Alkoholverzicht durchziehen? Schreibt das ruhig auf kleine Karten nieder und lest sie euch immer wieder durch. Nur weil ihr nichts mehr trinkt, heißt das übrigens auch nicht, dass es dadurch mit dem Ausgehen vorbei ist – immerhin gibt es zahlreiche lecker schmeckende Alternativen in den Bars. Doch das Wichtigste bei alldem: habt Geduld und seid freundlich zu euch selbst. Ein kleiner Ausrutscher ist okay, dann einfach aufstehen, Krone richten und weitermachen.