Hallo Nachbar – Der Versuch, Nachbarschaft online zu leben | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Neue Leute kennenlernen, Anschluss gewinnen oder Hilfe holen. Die Nachbarschaftsapp „Nextdoor“ verspricht, dass sie es erleichtert. Wie sie aufgebaut ist und ob sie das auch in Augsburg leisten kann.

Hallo Nachbar – Der Versuch, Nachbarschaft online zu leben

Nicht nur nach dem Umzug in eine neue Stadt ist es nicht immer einfach, neue Kontakte zu knüpfen. Manch einer wohnt bereits seit Jahren in seiner Wohnung, hat aber außer „Hallo“ noch nie etwas anderes zu seinen Nachbar:innen gesagt. Die App „Nextdoor“ möchte das in Kontakt treten mit Nachbar:innen einfacher gestalten. Ihr braucht Zucker? Einfach ein Post in die App und vielleicht hat jemand eine Straße weiter ein bisschen etwas übrig.

Die Nachbarschaft

Aber kann sich nicht einfach jede:r für eine Nachbarschaft anmelden? Um das zu vermeiden und die Nutzer:innen ihrer Nachbarschaft zuordnen zu können, wird bei der Registrierung die Adresse abgefragt. Diese wird nicht öffentlich geteilt, sondern nur mit dem GPS-Standort verifiziert. Im Google Play Store wurde die App mehr als 10 Millionen Mal heruntergeladen. In den Rezeptionen schwärmt manch eine:r. Pflanzen wurden ausgetauscht, ältere Nachbar:innen beim Einkauf unterstützt, unkomplizierte Hilfe angeboten und aktuelle Neuigkeiten erhalten. Andere fluchen vor allem über die technische Umsetzung oder mangelnde Nachbar:innen.

Vor allem für die, die viel Zeit am Handy verbringen, ist der Aufbau der App recht übersichtlich und selbsterklärend. Insbesondere daher, da sich die Grundstrukturen nicht viel von anderen Apps, wie beispielsweise Facebook, unterscheiden. Auf der Startseite werden die neuesten Aktivitäten und Nachrichten angezeigt. Ansonsten gibt es private Chats oder die Möglichkeit, Gruppen oder Veranstaltungen zu erstellen. Über die Suchfunktion könnt ihr gezielt nach Gruppen schauen, aber auch allgemeiner nach Unternehmen oder anderen Angeboten in der Nachbarschaft. Auch eine Seite mit Verkaufsangeboten gibt es. Neben den typischen Kategorien gibt es auch die Möglichkeit, von Nachbar:innen hergestellte Handwerkskunst zu erwerben. Flohmärkte im Umkreis könnt ihr euch ebenfalls anzeigen lassen.

Der kleine Selbstversuch für Augsburg

Beim Einrichten des Accounts ist schnell aufgefallen, dass es eine Möglichkeit gibt, die GPS-Verifizierung zu umgehen. Denn die Accounts zum Ausprobieren wurden alle am gleichen Ort für verschiedene Nachbarschaften erstellt. Dementsprechend gilt, wie bei jeder anderen sozialen Plattform, auch bei „Nextdoor“: Überlegt euch im Vorfeld, was ihr postet und teilt. Sei es im öffentlichen Feed oder Direktnachrichten. Und passt in den Datenschutzeinstellungen an, was ihr von euren Informationen mit euren Nachbar:innen teilen möchtet.

Aber wie manch fluchender Nutzer im Play Store können auch wir ein Lied über die mangelnde Anzahl von Nachbar:innen singen. Für Augsburg haben wir uns drei Nachbarschaften angeschaut. Das Georgs- und Kreuzviertel in der Innenstadt, das Universitätsviertel und Göggingen. In allen drei Nachbarschaften gab es allerdings leider außer uns und jeweils ein, zwei weiteren Personen keine weiteren Nachbar:innen. Dementsprechend wenig Mehrwert hatte die App auch, da es an Gruppen, Veranstaltungen oder Kaufangeboten gemangelt hat. Aber probiert die App für euch selbst aus, denn je mehr mitmachen, desto besser sollte das Konzept von „Nextdoor“ funktionieren. Und wer weiß, vielleicht helfen wir uns bald gegenseitig!