Was sind die Sherlo Homes im Sheridan Park? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Während der Wohnraum in Augsburg immer teurer wird und zunehmend mehr Luxuswohnungen entstehen, entwickelt sich im Sheridan Park ein beeindruckendes Projekt einer gemeinnützigen Gemeinschaft. Hier erfahrt Ihr alles Wichtige über die Sherlo Homes.

Was sind die Sherlo Homes im Sheridan Park?

Langsam, alles der Reihe nach! Auch wenn ich als Literaturstudentin Anspielungen auf literarische Held:innen liebe, stellt sich die Frage: Was bedeutet der Name eigentlich? Der Name setzt sich aus dem Namen des Parks (Sheridan Park) und dem der Straße (Ernst-Lossa-Straße) zusammen, wo die Häuser entstehen sollen. Die Referenz zum bekannten Meisterdetektiv aus London ist also rein zufällig.

Auf einer Gesamtgrundstücksfläche von über 2.400 m² plant das Sherlo-Projekt insgesamt 22 Wohneinheiten für etwa 60 Personen. Zudem sind 180 m² Gemeinschaftsflächen vorgesehen, in denen die Bewohner:innen zusammen Zeit verbringen können.

Sherlo ist sozial auf vielen Ebenen

Die sogenannten Clusterwohnungen sind so konzipiert, dass die Privaträume auf das Nötigste reduziert sind. So gibt es in jeder Wohnung ein Schlafzimmer, eine Teeküche, einen Aufenthaltsraum und ein Badezimmer. Gleichzeitig verfügen die Aufenthaltsräume über eine größere Küche, in der die Bewohner:innen ermutigt werden, zusammen zu kochen und Zeit zu verbringen. Gemeinnützige Einrichtungen wie Dachterrassen, Badehäuser, Waschcafés, Co-Working-Räume, Gästeapartments und ein Veranstaltungsraum stehen ebenfalls zur Benutzung. Bei der Planung des Projekts wird besonders darauf geachtet, dass die Privatwohnungen klein bleiben und der Wohnraum von möglichst vielen Menschen genutzt werden kann.

Natürlich wird bei der Bauplanung auch auf Klima- und Ressourcenschutz geachtet. Zudem stellt Sherlo Homes e.V. 25 Prozent des Wohnraums der Organisation „Tür an Tür“ zur Verfügung. Diese gemeinnützige Organisation verteilt den Wohnraum fair an Geflüchtete, Immigrant:innen und Menschen mit Migrationshintergrund.

Wer soll das alles bezahlen?

Jeder der möchte und kann! Sherlo leiht sich das Geld für die Finanzierung des Projekts von freiwilligen Kreditgebenden und zahlt es nach Bezug der Bewohner:innen durch die Mieteinnahmen zurück. Kreditbetrag, Zinsen, Kündigungsfrist, Laufzeit und qualifizierte Rangrücktrittsklausel sind dabei klar geregelt, und die Sponsoren sind rechtlich absolut geschützt. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass die Häuser kein privates Eigentum werden, sondern im Besitz der selbstverwalteten Sherlo GmbH bleiben. Ein Verkauf der Häuser ist dadurch ebenfalls ausgeschlossen.

Wer war Ernst Lossa?

Die Straße, in der dieses bemerkenswerte Projekt errichtet wird, ist nach dem Halbwaisen Ernst Lossa benannt. Er gehörte zur Minderheitsgruppe der Jenischen. Schon vor der NS-Zeit war sein Leben von Armut und Ausgrenzung geprägt. Als sein Vater 1939 in das Konzentrationslager Dachau deportiert wurde, kam Ernst in ein Kinderheim in Augsburg-Hochzoll. Zeugenberichten zufolge fiel er dort durch den Diebstahl von Brot auf, das er an andere verteilte. Vermutlich durchschaute er das Krankenhaussystem und wusste von den Tötungen. Im Alter von 14 Jahren wurde er durch eine Giftspritze ermordet. Seine Mörder, Pauline Kneissler und Valentin Faltlhauser, erhielten nach dem Ende des NS-Regimes nur wenige Jahre Haft. Seit 2017 erinnert ein Stolperstein in der Wertachstraße 1 an ihn. Obwohl die Gründer:innen Ernst Lossa vor Beginn des Projekts nicht kannten, waren sie so bewegt von seiner Geschichte, dass sie ihn in der Namensgebung ehren wollten.