Im nächsten Teil unserer Interviewreihe kommen wir nach der Musik zu einem eng verbundenen Bereich: der Veranstaltungsbranche. Schließlich wurde sie genauso hart von den Absagen der vielen Konzerte und Festivals getroffen. Egal ob Flagschiff-Festivals mit zehntausenden Besuchern oder kleine regionale Lieblinge – alle kämpfen um ihr finanzielles Überleben. In Augsburg hat es das STAC-Festival besonders hart getroffen. Warum, erzählt uns STAC-Mastermind und -Organisator Thomas Walk persönlich.
Wie geht es dir und deinem Team momentan?
Als die Veranstaltungsabsagen auf uns hereingeprasselt sind, waren wir erstmal in einer kurzen Schockstarre. Als uns dann bewusst wurde, dass da gerade unsere Existenz in sich zusammenfällt, sind wir aber auch ganz schnell in den Überlebens-Modus übergegangen. Wir mussten uns entscheiden, zwischen wir geben auf und machen weiter und wir haben uns für’s Weitermachen entschieden. Bald kam dann unsere Idee zum Crowdfunding (www.startnext.com/rettet-das-stac-festival), weshalb wir momentan sogar wieder etwas positiver gestimmt sind. Wir freuen uns darüber, dass wir bzw. das STAC Festival so einen großen Zuspruch in Augsburg und der Umgebung findet und sich schon viele an unserem Crowdfunding zur Rettung des STAC Festivals beteiligt haben. Wir sind noch nicht über den Berg, aber wir sind optimistisch und kämpfen weiter.
Wann habt ihr so richtig gemerkt, was für Auswirkungen der Virus auf euch als Veranstalter hat?
Als der erste Corona-Fall in Bayern aufgetreten ist, habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, wie sich das Ganze entwickeln könnte. Man hatte ja schon Geschichten aus China gehört und welche Ausmaße das haben kann. Das war der erste Moment, in dem ich angefangen habe mir zu überlegen was passieren könnte und wie wir darauf reagieren. Einfach für den Fall der Fälle, der ja letztendlich sogar leider eingetreten ist…
Wie schätzt du die aktuelle Lage generell ein?
Ich finde absolut richtig was gerade in Bayern vor sich geht, denn es geht um Menschenleben und die Gesundheit jedes Einzelnen geht vor. Veranstaltungsabsagen und Kontaktverbote finde ich prinzipiell auch richtig und ich bin gleichzeitig froh, schon früh den „Alarmknopf“ gedrückt und so schnell es ging auf die Absagen reagiert zu haben. Keiner weiß, wann wieder Veranstaltungen erlaubt sind. Wir denken aber auch hier positiv und planen den Ersatztermin für das ausgefallene März-Festival, ersatzweise vom 05. bis 07. Juni 2020. Und natürlich hoffen wir, dass sich die Lage bald wieder beruhigen wird und wir auch für unsere anderen abgesagten Events vielleicht sogar noch in diesem Jahr Ersatztermine finden. Aber das wird die Zeit zeigen und wir können hier nur abwarten und Tee trinken.
Wie habt ihr euch jetzt umgestellt und angepasst?
Unsere komplette Energie geht jetzt in den Erhalt des STAC Festivals. Es geht nicht nur um einzelne unserer Eventkonzepte, sondern unser ganzes gemeinnütziges Unternehmen steht vor dem finanziellen Aus. Wir haben uns insofern angepasst, dass wir schnellstmöglich Maßnahmen eingeleitet haben, um die Veranstaltungsausfälle finanziell kompensieren zu können, zumindest teilweise. Wir wollen weiterleben! Darum haben wir zunächst alle unsere Energien weg von der Eventplanung, hin zur Rettung des Festivals geleitet und erstmal das Crowdfunding erstellt. Dann haben wir alle unsere Fans, unsere Künstler, Besucher und Unterstützer etc. angeschrieben und um Unterstützung in jeglicher Form gebeten. Wir haben also den Kontakt zu allen gesucht, denen das STAC Festival wichtig ist. Auch mit der CREW haben wir gesprochen und dann Pläne geschmiedet, um das STAC wieder finanziell abzusichern und auf sichere Beine zu stellen. Parallel mussten wir natürlich zwei komplette Festivals absagen, was ein riesiger bürokratischer Aufwand war und auch noch ist. Hier werden wir noch wochenlang beschäftigt sein…
Was denkst du, wie die Zukunft für die Veranstaltungsbranche aussehen wird, wenn das Virus wie von Experten vermutet unser Leben selbst 1-2 Jahre später noch beeinflussen wird?
Ich bin der Meinung, dass natürlich jetzt kurzfristig alles online passieren wird. Alle werden ihre Programme streamen, Konzerte, Veranstaltungen usw., so wie es eben geht. Auf lange Sicht gesehen wird sich aber auch wieder zeigen, dass der Mensch immer noch ein soziales Wesen ist. Er braucht den persönlichen Kontakt zu anderen Menschen, der soziale Austausch ist einfach unerlässlich. Außerdem kann er Kultur nicht nur durch einen Bildschirm richtig aufnehmen. In unserem Fall: Der Besucher braucht Kontakt zu den Künstlern. Wahre Emotionen kommen ohne “echten“ Kontakt einfach nicht so gut herüber und können demnach auch nicht gut angenommen werden. Das Gefühl fehlt einfach. Ich wünsche mir daher, dass wir möglichst bald wieder in die Normalität zurückfinden werden und zumindest kleine Veranstaltungen, gerne unter verschärften Hygienebedingungen, stattfinden können. Anders macht das für die Veranstaltungsbranche auf Dauer keinen Sinn…
Und wie schätzt du die Zukunft des STAC Festivals ein?
Wir haben nach der Schließung des Reese Theaters alles in die Waagschale geworfen und unsere Ersparnisse in die Suche nach neuen Locations und die Planung neuer Eventkonzepte gesteckt. Mit den STAC Festivals in den für uns neuen Locations hätten wir die finanzielle Lücke nun gefüllt, doch dann kam Corona und hat uns diesen Plan zunichte gemacht. Aktuell betrachtet sieht die Zukunft des STAC Festivals eher schlecht aus, jedoch mit positiv steigender Tendenz. Unser Crowdfunding ist gut angelaufen und wir erhalten viel Unterstützung von Künstlern, Fans und Supportern. Wir sind guter Dinge, dass wir nach der Corona-Krise gestärkt aus der Sache herausgehen und unseren 5-Jahres-Plan weiterhin durchführen können, nur eben mit etwas Verspätung. Und vor allem freuen wir uns darauf die neuen Hallen im Augsburger Umkreis bespielen zu können. Sobald wir wieder durchstarten können und dürfen, geht es mit dem STAC Festival in der MatriX Königsbrunn, der Schwarzachhalle in Gessertshausen oder auch der Friedberger Stadthalle weiter. Sowohl die CREW, als auch Künstler und Besucher freuen sich schon darauf. Doch bis dahin müssen wir noch ein bisschen anpacken und auf finanzielle Unterstützung von allen Seiten hoffen, damit es bald ganz sicher wieder ein STAC Festival geben kann.
Wie kann man euch jetzt unterstützen?
Aktuell kann man unter www.startnext.com/rettet-das-stac-festival in unserer Crowdfunding-Kampagne spenden und aus coolen Dankeschöns wählen, die uns zum Beispiel viele Bands und Songwriter zur Verfügung gestellt haben. Von exklusiven Fan-Paketen, über eine verrückte Proberaum-Party bis hin zu ganz privaten Wohnzimmer-Konzerten ist Einiges geboten. Man kann aber auch eine freie Spende abgeben oder uns eine Kleinigkeit direkt auf unser Spendenkonto überweisen (Kontoinhaber: STAC Festival gGmbH, IBAN: DE80 7205 0000 0251 3111 97, Bank: Stadtsparkasse Augsburg, BIC: AUGSDE77XXX, Verwendungszweck: Spende STAC Festival). Da wir gemeinnützig sind, können wir auch Spendenquittungen ausstellen. Wir würden uns auch über den ein oder anderen neuen Sponsor freuen! Für Firmen wäre genau jetzt der passende Zeitpunkt, um mit uns als regionaler Kultur-Plattform zusammenzuarbeiten und so die heimische Kulturszene zu unterstützen.
Das STAC Festival ist eine wichtige Plattform für regionale Künstler*innen. Habt ihr schon einen Plan B, wie ihr sie auch ohne STAC supporten könntet?
Wir sind sicher, dass wir unseren Plan A verwirklichen können. Wir möchten mithilfe ALLER, denen das STAC Festival wichtig ist, es so fortführen, wie es geplant war und dafür kämpfen wir auch noch eine Weile. Sollte das Crowdfunding jedoch nicht erfolgreich sein und wir erreichen die angegebene Summe nicht, sehen wir keine Möglichkeit mehr, etwas Neues zu starten. Ohne finanzielle Mittel wird es kein STAC Festival in Zukunft mehr geben können. Das STAC ist eine Live-Bühne für Künstler. Kein Online-Format, kein Kurs, keine Zeitung o.Ä.. Wir können nur Veranstaltungen machen, die live und vor Zuschauern und Künstlern (im selben Raum) stattfinden. Daher müssen wir jetzt abwarten, bis Events wieder erlaubt sind und wir die vielen regionalen Künstler wieder live auf eine große Bühne bringen können. Wir wollen unsere Energie nicht an einen Plan B verschwenden.