Brechtfestival für ALLE: Das sind Programm und Highlights 2026 | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Das Brechtfestival startet in die nächste Runde und präsentiert sich 2026 unter neuer künstlerischer Leitung. Vom 27. Februar bis 8. März 2026 erwartet euch ein vielfältiges Programm – vereint unter dem Titel „ALLE“.

Brechtfestival für ALLE: Das sind Programm und Highlights 2026

Mit Bertolt Brecht ist Augsburg die Heimatstadt eines der wohl bedeutendsten Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts, der die Literatur und das Theater mit seinem epischen Theater nachhaltig prägte. Obwohl seine Geburt im Jahr 1898 schon über ein Jahrhundert zurückliegt, wird bis heute an sein Schaffen erinnert.

Was das Brechtfestival ausmacht

Das Brechtfestival ist ein mehrtägiges Kulturfestival, das einmal im Jahr in Augsburg stattfindet. Geboten wird ein vielfältiges Programm aus Theater, Lesungen, Workshops, Diskussionen und weiteren Performances. Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, werden dabei nicht ausschließlich Brechts Werke aufgeführt. Stattdessen liegt der Fokus darauf, Brechts künstlerisches Erbe in zeitgenössische Formate und aktuelle Diskurse zu übertragen. Veranstaltet wird das Festival vom Brechtbüro im Kulturamt in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg sowie weiteren Partnern und Sponsoren.

Neue künstlerische Leitung und das Motto „ALLE“

Alle drei Jahre wechselt das Leitungsteam – und so beginnt 2026 ein neuer Festivalzyklus. Erstmals übernehmen Sahar Rahimi und Mark Schröppel die Verantwortung. Vor dem Hintergrund globaler Krisen haben sie sich dabei mit der Frage befasst, wie ein Ort entstehen kann, an dem Gemeinschaft erlebbar und neue Bündnisse möglich werden. Das diesjährige Motto „ALLE“ betont daher Teilhabe, Offenheit und Vielfalt. Inhaltlich dreht es sich um Fragen, die Brecht ebenso beschäftigten, und die bis heute aktuell sind: Wer bestimmt über wen? Warum führen Gesellschaften Kriege? Was trennt und verbindet uns? Das Festival möchte Öffentlichkeit schaffen – im Sinne einer kulturellen und demokratischen Praxis. Die Einladung lautet: „Kommt zusammen! Bildet Öffentlichkeit! Denn Sichtbarkeit ist Politik.“

Karo 10: Das Zentrum des Festivals

Die räumliche und soziale Mitte des Festivals bildet 2026 das Karo 10, das ehemalige Gebäude des Modehauses Rübsamen. Die Künstlerin TinTin Patrone hat es in einen barrierefreien Veranstaltungsort mit atmosphärischer Vielfalt verwandelt: Im Erdgeschoss öffnet täglich ein inklusives Festival-Café, im Keller warten Kunstausstellungen und Partys und im ersten Stock sind unter der Woche kreative Workshops für Kinder und Jugendliche geplant. Auch die feierliche Eröffnung am 27. Februar wird dort stattfinden. Ein besonderer Höhepunkt ist der Einzug der Musikong Bumbong Expanded Marching Band, die in farbenfrohen Paradeuniformen Straßenmusik auf Blasinstrumenten nach philippinischem Vorbild spielt. Zudem sind das Anglisten-Theater der Universität Augsburg und das Theter-Ensemble beteiligt.

Das Staatstheater Augsburg als zentraler Partner

Als wichtigster institutioneller Partner bietet das Staatstheater Augsburg ebenfalls besondere Programmpunkte. Im Mittelpunkt steht die Neuproduktion der „Dreigroschenoper“ unter der Regie von Sapir Heller. Außerdem wird Heiner Müllers „Hamletmaschine“ neu inszeniert, wobei Regisseurin Lilli-Hannah Hoepner den Text durch Material über „Ophelia“ um eine weibliche Perspektive erweitert.

Daneben dient das Staatstheater als Gastgeber für weitere Theater- und Performanceproduktionen. Sahar Rahimi zeigt mit „Wolf“ ihr eigenes Werk – eine düstere, blutige und poetische Liebesgeschichte nach Motiven des Rotkäppchens über alte und neue Ordnungen, unsichere Identität, romantische Liebe und falsche Gedärme. Weitere Beiträge umfassen unter anderem „War Games“ der Gruppe Skart sowie „Masters of the Universe“ des inklusiven Hamburger Ensembles Meine Damen und Herren, das sich der Frage widmet, warum Menschen Krieg führen. Manuel Gerst lädt in seiner interaktiven Performance „Die Verwandlung“ dazu ein, über Gewaltbereitschaft, Mitgefühl und Verantwortung nachzudenken. In „Orakel“ rekonstruiert Caner Akdeniz anhand von Fernsehbildern seiner Kindheit, welche Werte ihn prägten und wie mediale Gewohnheiten Identität formen. Dies ist nur ein Ausschnitt des umfangreichen Programms – weitere Informationen finden sich im offiziellen Festivalprogramm.

Lesungen zu gesellschaftlichen Fragen

Auch die Lesungen sind ein zentraler Bestandteil des Festivals. Sie ermöglichen im Austausch mit Expert:innen einen Zugang zu Themen wie Inklusion, Selbstermächtigung und Demokratie. In „Zusammen sein“ sprechen die Journalistin und Autorin Hadija Haruna-Oelker sowie die Schauspielerin und Aktivistin Lucy Wilke über die Bedingungen eines gerechten Miteinanders von Menschen mit und ohne Einschränkungen. Gilda Sahebi zeigt in „Verbinden statt spalten“, warum uns mehr eint, als uns trennt, und wie sich Polarisierung im Alltag überwinden lässt. Für ein junges Publikum lesen Raúl Krauthausen und Adina Hermann aus „Als Ela das All eroberte“ – einer empowernden Geschichte über Mut, Selbstbewusstsein und das Überwinden von Grenzen.

Brecht für die nächste Generation

Kinder und Jugendliche sind ebenfalls fester Bestandteil des Festivals. Im Demokratiekonzert „Alle haben Rechte! Oder?“ treffen die Let’s Go Grundgesetz-Band des Gymnasiums St. Stephan und die Young Rappers of Augsburg aufeinander. Unter der Projektleitung von Ute Legner entsteht unterdessen ein musikalisches Plädoyer für Grundrechte und Vielfalt, begleitet von Visuals, die Künstler Manuel Branz mit Schülerinnen entwickelt hat. Zudem lädt der Brechtkreis unter dem Motto „Schnee fiel, als man sich’s erzählte“ zu einem Kreativwettbewerb ein, bei dem Jugendliche ihre Perspektive auf die Ballade „Kinderkreuzzug 1939“ entwickeln können. Die Ergebnisse werden vom 5. bis 15. März in der Stadtbücherei Augsburg ausgestellt. Weitere Veranstaltungen finden sich ebenfalls auf der Website des Brechtfestivals.

Vielfalt der lokalen Kulturszene

Die Augsburger Theater- und Kulturszene ist 2026 besonders stark vertreten. Das Projekt „You-Show-You“, eine Kooperation von Bluespots Productions und dem Nachsorge Zentrum Augsburg, ermöglicht Menschen mit erworbener Hirnschädigung eine eigene künstlerische Ausdrucksform – inspiriert von Brechts Lehrstücktheorie.

In „Hallo Herr Brecht!“ trifft die Schauspielerin Karla Andrä auf die Musiker Markus Christ und Moritz Illner von Schnitt. Gemeinsam vertonen sie ausgewählte Einträge aus den Gästebüchern des Augsburger Brechthauses. Neben Stimme, E-Gitarre, Effektpedalen, Bassklarinette und Schlagzeug kommt dabei eine Vinyl-Schneidemaschine als zentrales Instrument zum Einsatz.

Die Brechtnacht: Vier Bühnen, zehn Konzerte, ein gemeinsamer Abend

Ein besonderes Highlight ist auch 2026 wieder die Brechtnacht, die im Textilviertel und in der Karo 10 stattfindet. Vier Bühnen, zehn Konzerte und die Musikong Bumbong Expanded Marching Band sorgen für einen Abend voller musikalischer Vielfalt. Von Indie-Pop bis Rap, aus Island, Berlin und Amerika – es wird ein bunter, kraftvoller Abend mit klarer Botschaft: Dieses Festival ist für ALLE.