Brechtfestival 2024: Oberhausen im Zeichen der Zukunft | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Das Brechtfestival zieht im kommenden Jahr weiter nach Oberhausen. Es thematisiert diesmal die Frage, wie veränderbar die Welt in vermeintlich aussichtslosen Zeiten noch ist.

Brechtfestival 2024: Oberhausen im Zeichen der Zukunft

„Ändere die Welt, sie braucht es“, lautet ein berühmter Satz von Bertolt Brecht. Doch wie kann Zukunft überhaupt gestaltet werden, wenn selbst die Gegenwart angesichts von Kriegen, Krisen und Konflikten schon deprimierend wirkt? Sind das Gründe, um aufzugeben? Und wie veränderbar ist die Welt überhaupt noch?

Motto „No Future“

Diesen Fragen und möglichen Antworten darauf widmet sich das Brechtfestival 2024, das vom 23. Februar bis 3. März unter dem Motto „No Future“ stattfindet. Die kommende Auflage der zu Ehren des Augsburgers Brecht konzipierten Veranstaltungsreihe, die es in dieser Form seit 2010 gibt, stellt in diesem Jahr den Stadtteil Oberhausen in den Mittelpunkt.

Das Brechtfestival wird jährlich vom Brechtbüro im Kulturamt der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg veranstaltet. Zum zweiten Mal findet es unter der Leitung von Julian Warner statt. Es verbindet ein internationales Theaterprogramm, spannende Kunstformate, Gespräche, Lesungen, Performances, Konzerte, Filme und Clubnächte, renommierte Ensembles, Künstler:innen mit lokalen Communitys, Vereinen und Kultur-Akteur:innen.

„Brechts Kraftklub“ in ehemaligem Möbelhaus

In den zehn Tagen wird mit dem ehemaligen „Möbel Maxx“-Gebäude gegenüber dem Plärrer ein künstlerischer Raum als Festivalzentrum zur Verfügung stehen, um „Möglichkeiten und Grenzen des Fortschritts zu erproben, neue Sichtweisen und unbekannte Haltungen zu versuchen, zu verwerfen, einzuüben.“

„Brechts Kraftklub“ bietet eine Bühne für Shows von und mit verschiedenen Augsburger Communitys. An sechs Abenden sendet das Augsburger Online-Radio „stayfm“ live aus dem Gebäude mit lokalen DJs. Der City Club, sonst am Königsplatz zu Hause, wird den Tresen bespielen.

Insgesamt soll das Event ein „vielseitiges Training“ darstellen, das sich mithilfe von Kunst, Sport und Pop der drohenden Zukunftslosigkeit entgegenstellt. Eröffnet wird das Festival am 23. Februar mit dem Brecht-Klassiker „Mutter Courage und ihre Kinder“ in einer großen Neu-Inszenierung am Staatstheater Augsburg.

Turnfest und Clubnacht im Kraftklub

Am darauffolgenden Samstag eröffnet mit einem großen Turnfest Brechts Kraftklub. Eine Reihe an Augsburger Sportgruppen und -vereinen präsentieren sich in einer großen Choreografie. Nach einer Rede der Philosophin Eva von Redecker und Grußworten aus drei Religionen mündet das Fest in eine Clubnacht.

Zu den weiteren Programmpunkten zählen unter anderem ein Kunst- und Kulturprogramm zur Fußball-Europameisterschaft 2024, eine Brechtnacht im Stile des Post-Punk sowie die Premiere der Exilversion des in Russland verbotenen Stücks „Memoria“ der Regisseurin Anastasia Patlay, die seit Februar 2023 als erste Artist-at-Risk-Stipendiatin das Augsburger Brechthaus bewohnt.

Das Stück thematisiert die Zerschlagung der NGO „International Memorial“, einer Institution zur Aufarbeitung von Regierungsverbrechen der Stalinzeit, und integriert Gerichtsakten und Texte aus der Exilzeit Brechts. Die Uraufführung ist am 27. Februar in der Brechtdrowbühne am Gaswerk zu sehen. Das komplette Programm findet ihr auf der Website des Brechtfestivals.

„Energiegeladene, partizipative Deutung“

Kulturreferent Jürgen K. Enninger betont die aktuelle Relevanz der durch die Festivalleitung gesetzten Themen: „Die transformative Kraft des Kunstschaffens ist gerade jetzt nötiger denn je. Sie baut in internationalen Netzwerken den Widerstand auf, den es gegen eine dystopische Zukunftsdeutung aufzubringen gilt. Sie gibt uns aber auch individuell die Kraft im Alltag, Falschnachrichten zu begegnen. Insbesondere das Brechtfestival hat hier einen Auftrag, der auf den vielfältigen Erfahrungen der Persönlichkeit Brechts, aber auch aus seinem Werk erwächst. Das Programm von Julian Warner und seinem Team begeistert hier erneut mit seiner energiegeladenen, partizipativen Deutung – dieses Mal im Stadtteil Oberhausen.“