Wer kennt sie nicht: Die Radler:innen mit den Boxen auf den Rücken, die euch das Essen direkt vor die Haustür liefern. Mit der Zeit haben sich immer mehr verschiedene Anbieter etabliert, dennoch unterscheiden sie sich alle voneinander. Das Augsburger Start-up „Boxbote“ liefert beispielsweise neben Speisen und Getränken auch noch zahlreiche andere Artikel zu euch nach Hause.
Die Expansion des kleinen Start-ups
Im Jahr 2015 gründete Raimund Seibold mit drei Mitstreitern das Start-up „Boxbote“ in Augsburg. Die Idee war es, einen umweltfreundlichen Lieferservice für die Stadt Augsburg zu schaffen. Das Gründerquartett setzte diesen mit einem „regionalen Amazon“ gleich. Anfangs bildeten Essensauslieferungen die Grundlage, doch mit der Zeit arbeiteten immer mehr Augsburger Einzelhandelspartner mit dem Unternehmen zusammen.
Im September 2019 startete ein neues Projekt: Boxbote „Shop & Drop“ soll den Augsburgern eine unbeschwerte Tour durch die Stadt ermöglichen, indem sie ihre Einkäufe im ersten Obergeschoss von Bücher-Pustet abstellen können. Dort werden diese entweder für 48 Stunden sicher verwahrt oder auf Wunsch von Fahrradkurieren kostenlos nach Hause geliefert. Im Jahr 2020 erhielten die Gründer für diese Idee den Zukunftspreis der Stadt Augsburg.
Seit dem 1. Juni 2021 sind die Radler mit den blauen „Boxbote“-Boxen auch auf den Straßen Nürnbergs zu sehen. Dort zählen zu den Kooperationspartnern des lokalen Online-Marktplatzes unter anderem die „Metzgerei Freyberger“, „Der Bäcker Feihl“, das heimische Suppen-Startup „Ika-Ika” oder auch „Die Kleine Eismanufaktur”.
Der Zerfall einer Vision
Doch trotz dieser Vorzeigelaufbahn sah sich Raimund Seibold nun gezwungen, für die Boxbote Logistics GmbH nach acht Jahren Insolvenz anzumelden. Die Ursachen sieht er in den Auswirkungen der Corona Pandemie. „Es gibt diesen allgemeinen Irrglauben, dass Lieferdienste wie wir von dieser Zeit profitiert haben. Es mag zwar zutreffend sein, dass es zu einem gestiegenen Auftragsvolumen kam, gleichermaßen nahmen allerdings auch die Kosten für uns zu“, erklärt der Gründer gegenüber B4BSCHWABEN.de. In einer Stellungnahme auf LinkedIn schreibt der Augsburger: „In erster Linie trauere ich um eine Vision, welche vielleicht zu viel Idealismus und Wunschdenken beinhaltete.“ Doch aufgeben wolle er nicht. Stattdessen laufe das Tagesgeschäft vorerst weiter, während in enger Absprache mit Insolvenzverwalter Dr. Alexander Zarzitzky über weitere Schritte nachgedacht werde. Laut Raimund Seibold sei ein Verkauf des Start-ups für ihn nicht ausgeschlossen. Im Interview mit B4BSCHWABEN.de betont er: „Mein Herz blutet, aber ich will gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter jemanden finden, der diese Vision am Leben erhält. Ob dies dann mit oder ohne mich geschieht, spielt für mich keine Rolle.“