Die Puppenkiste ist ein echtes Augsburger Original und wichtiger Bestandteil des städtischen Theaterlebens. Viele Besucher:innen, die in ihrer Kindheit zu Gast waren, kommen später als Eltern und Großeltern wieder mit dem Nachwuchs hierher. Seit Jahrzehnten begeistert das berühmte Marionettentheater Klein und Groß mit Stücken wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder „Urmel aus dem Eis“. Nun feiert die Puppenkiste ihren 77. Geburtstag.
Gegründet wurde das Theater im Jahr 1948 durch den Schauspieler und Oberspielleiter Walter Oehmichen und seine Frau Rose. Oehmichen, der während des Zweiten Weltkriegs als Soldat in einer Schule in Calais stationiert war, entdeckte dort ein kleines Puppentheater, mit dem er seine Kameraden unterhalten konnte. Dies weckte in ihm den Traum eines eigenen Puppentheaters. Nach Kriegsende wurde ihm dafür das Heilig-Geist-Spital zur Verfügung gestellt, in welchem die Puppenkiste bis heute beheimatet ist. Ziel war es unter anderem, der kriegsgebeutelten Bevölkerung mit den Marionetten Ablenkung zu bieten.
Bundesweite Bekanntheit
Am 26. Februar 1948 wurde das erste Stück „Der gestiefelte Kater“ aufgeführt. Seitdem folgten zahlreiche weitere Werke, für die stets mit einem festen Ensemble an Puppenspieler:innen gearbeitet wurde. Bundesweite Bekanntheit erlange das Augsburger Marionettentheater durch seine vielen Fernsehproduktionen, die ab 1953 ausgestrahlt wurden. Zudem ging die Puppenkiste knapp 20 Jahre mit einer Reisebühne regelmäßig auf Gastspiele. Dadurch erfüllte sich der Traum von Walter Oehmichen, nämlich ein kistengroßes Theater, welches sich überall hin mitnehmen lässt.
Auch heute noch ist die Puppenkiste ein wahrer Publikumsmagnet. Jährlich werden mehr als 400 Vorstellungen angeboten. Die Auslastungsquote von 98 Prozent spricht dabei für sich. Seit 1992 führt Klaus Marschall den Familienbetrieb in dritter Generation.
In Augsburg präsent
Die Puppenkiste ist auch außerhalb des Marionettentheaters in der Stadt präsent. So zum Beispiel bei Heimspielen des FC Augsburg, wenn zu jedem FCA-Tor die Melodie „Eine Insel mit zwei Bergen“ ertönt. Oder in der KinderUni der Universität Augsburg, wenn der Kasperl die zahlreichen jungen Forscher:innen begrüßen darf. Eine Besonderheit ist auch die Fußgängerampel an der Kreuzung Margaretenstraße/Spitalgasse/Bäckergasse. Hier zeigt der Kasperl an, ob man warten muss oder die Straße überqueren darf.
Übrigens: Wer schon mal nach Lummerland wollte, sollte einen Abstecher nach Lechhausen machen. Die Straßen im Neubaugebiet westlich der Wernhüterstraße sind nach Figuren und Orten der Puppenkiste benannt. Seien wir mal ehrlich, in der Jim-Knopf-Straße, in der Lummerlandstraße oder im Mikeschweg zu wohnen, hat schon was!