Der Augsburger Dialekt ist für viele Außenstehende ein wenig befremdlich, könnte man sagen. Manch grantlige:r Augsburger:in hat sicherlich auch euch schon unverständliche, nuschelige Wörter an den Kopf geworfen. Wer neu zugezogen ist, sollte sich deshalb unbedingt mit dem Schwäbisch-Bayerischen Dialekt der Fuggerstadt vertraut machen – es wird das Leben hier um einiges einfacher machen.
Das Fundament: Die drei Buchstaben „Sch“
Beginnen wir mit den Grundlagen des Augsburger Dialekts. Erstens sagt hier keiner „Augsburg“, sondern gefälligst „Augschburg“. Wer die erste Variante nimmt, outet sich nämlich sofort als Nicht-Augsburger:in.
Mit dem „sch“ werden Wörter außerdem verkürzt, denn Zeit ist schließlich Geld:
„Weißt du“ wird zu „Woisch“
„Machst du“ wird zu „Machsch“
„Geschäft“ wird zu „Gschäft“
„Hast du‘s bald geschafft?!“ wird zu „Hasches bald gschafft?!“
Weitere Abkürzungen
In dem Sinne wird auch der Buchstabe „E“ am Ende von Wörtern oft weggelassen, wie etwa beim Wort Postbote. Das ist dann der „Boschtbod“. Harte Konsonanten werden, wie dieses Beispiel zeigt, außerdem weich ausgesprochen. Wir mögen zwar alte Grantler:innen sein, doch der Augsburger Dialekt wird weich ausgesprochen.
„Ge“ und „Gell“
Eine weitere wichtige Grundlage des Augsburger Dialekts bildet das Wort „ge“ oder „gell“, dass jede:r in den eigenen Wortschatz integrieren sollte. In Norddeutschland würde man dafür „ne“ nutzen: „Das war eine ganz schön wilde Feier, ne?“. Auf Hochdeutsch übersetzt bedeutet es sowas wie „stimmt’s“ oder „nicht wahr“. Aber wer redet schon tatsächlich Hochdeutsch?
Das Ding mit der Uhrzeit
Die Uhr lesen wir hier ein bisschen anders. Wie nennt ihr diese Uhrzeit: 09:45 Uhr. Wer viertel vor zehn gesagt hat, liegt technisch gesehen richtig. Im Augsburger Dialekt sagt man dazu aber eher „dreiviertel zehn“. Macht auch nur Sinn, wenn man sich die Uhr als Kreis vorstellt. Ebenso wäre 09:40 Uhr dann natürlich „fünf vor dreiviertel zehn“ und nicht „zwanzig vor zehn".
Augsburger Legenden
Wer als gebürtiger Schwab akzeptiert werden will, sollte außerdem den Namen dieser Legende unbedingt im Augsburger Dialekt aussprechen können: „Dr Schdoinerne Ma“ oder zu Deutsch „Der steinerne Mann“. Der Sage nach soll der heldenhafte Bäcker, die Stadt 1634/35 im 30-jährigen Krieg während einer Belagerung nämlich gerettet haben. Feindliche Truppen versuchten die Stadt bereits seit Monaten auszuhungern. Konrad Hacker kratzte aber seine letzten Mehlreste zusammen, backte daraus mehrere Brote und warf sie über die Stadtmauer. Die Truppen glaubten daraufhin, dass Augsburg noch genug Lebensmittel zur Verfügung hätte und zogen schließlich ab. Die Bürger errichteten als Dank ein Denkmal für ihn, dass es auch heute noch gibt. Seit 1955 steht es im Schwedenweg 7, in einer Turmnische an der Schwedenstiege. Es soll Glück bringen an seiner Nase zu reiben. Wer an der Statue vorbei kommt, sollte sich also auf jeden Fall eine Portion Glück abholen.
Essen und Trinken
Wer im Schwabenländle eine besondere Köstlichkeit probieren möchte, muss auch hier dem Augsburger Dialekt mächtig sein. Die Rede ist von der ultimativen „Zwetschgendatschi“, für die die Fuggerstadt bekannt ist. Genauso solltet ihr die Leckerei auch in einer Bäckerei bestellen. Das Wort „Datschi“ kommt von den Wörtern „detschen“ oder „datschen“, was selbstverständlich „tatschen“ bedeutet. Die Zwetschgen werden nämlich traditionell in den Mürbteig hineingedrückt. Eine weitere interessante sprachliche Besonderheit in Augsburg: Das Wort „Käse“ wird hier nicht mit einem „ä“ ausgesprochen, sondern mit einem „e“: Also „Kes“. Wie bei dem Postboten wird hier das „e“ am Ende ebenfalls weggelassen.