Was ist das Augsburger Weltkulturerbe? | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Vor gut einem Jahr wurde die Bewerbung der Stadt Augsburg zur Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO abgeschickt. Aber ganz neben der Bewerbung - wo liegen Kulturhöhepunkte, die auf lokaler Ebene erbe-trächtig sind?

Was ist das Augsburger Weltkulturerbe?

Sechs Kriterien gibt es, die dafür ausschlaggebend sind, ob ein Ort Weltkulturerbe wird oder nicht. Einzeln aufgedröselt geht es darum, dass:

I. Die Güter stellen ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft dar.

II. Die Güter zeigen, für einen Zeitraum oder in einem Kulturgebiet der Erde, einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf die Entwicklung von Architektur oder Technologie, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung auf.

III. Die Güter stellen ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis von einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur dar.

IV. Die Güter stellen ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen oder technologischen Ensembles oder Landschaften dar, die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Geschichte der Menschheit versinnbildlichen.

V. Die Güter stellen ein hervorragendes Beispiel einer überlieferten menschlichen Siedlungsform, Boden- oder Meeresnutzung dar, die für eine oder mehrere bestimmte Kulturen typisch ist, oder der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, insbesondere, wenn diese unter dem Druck unaufhaltsamen Wandels vom Untergang bedroht wird.

VI. Die Güter sind in unmittelbarer oder erkennbarer Weise mit Ereignissen oder überlieferten Lebensformen, mit Ideen oder Glaubensbekenntnissen oder mit künstlerischen oder literarischen Werken von außergewöhnlicher universeller Bedeutung verknüpft.

Insgesamt ist das alles zwar etwas komplex formuliert, aber bräche man es auf Augsburg herunter, wollen wir uns auf die Suche nach dem Augsburger Welterbe machen - also nach Gütern die, so sprächen sie, „Augsburg“ schreien würden.

„Die Güter stellen ein Meisterwerk menschlicher Schöpfungskraft dar“ ist zwar nicht komplex, aber doch recht vage, weswegen wir den ersten Punkt hier einmal nach außen stellen möchten.

Das Augsburger Rathaus

„Die Güter zeigen, für einen Zeitraum oder in einem Kulturgebiet der Erde, einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf die Entwicklung von Architektur oder Technologie, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung auf.“

Unserer Meinung nach, würde das Rathaus diesen Punkt im Augsburger Kontext erfüllen. Denn das Rathaus, welches als das Meisterwerk Elias Holls gilt, repräsentiert das Selbstverständnis der bedeutenden Reichsstadt, die Augsburg bis 1806 war. Der mächtige doppelköpfige Adler, der ganz oben auf der Fassade thront, steht für ebendiese Reichsstadt. Das heißt das Augsburg alleine dem Kaiser Untertan war, nicht etwa dem bayerischen oder schwäbischen Herzog und somit eine gewisse Autonomie innerhalb des losen deutschen Staatengebildes genoss. Doch nicht nur der Adler ist prächtig, denn der Prunk des Gebäudes ist zwar nicht einzigartig, aber dennoch sehr bemerkenswert, zeigt er doch, wie außerordentlich vermögend die Stadt einst gewesen ist - die Fugger gehörten schließlich auch zu den wohlhabendsten Familien Welt.

Die Augsburger Puppenkiste

„Die Güter stellen ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis von einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur dar.“

Hier sehen wir die Puppenkiste gut aufgehoben. Die Puppenspielerkultur hat wohl kaum ein so bekanntes und strahlendes Denkmal, wie hier in der Spitalgasse. Selbstverständlich ist die Kultur des Puppenspielens noch nicht ausgestorben, wenngleich auch das Bild der Puppenspieler auf den Straßen bedauerlicherweise schon so gut wie verschwunden ist. Sei’s drum. Die Puppenkiste hält die Kunst der Marionettenschauspielerei jedenfalls tapfer am Leben und unterhält uns noch hoffentlich für viele weitere Generationen.


Die Maximilianstraße

„Die Güter stellen ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen oder technologischen Ensembles oder Landschaften dar, die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Geschichte der Menschheit versinnbildlichen.“

Hier gehört unserer Meinung nach die Maximilianstraße hinein. Prachtstraßen sind zur Repräsentation wichtiger Städte da. Paris hat die Champs Élysées, Lissabon die Avenida da Liberdade, Berlin Unter den Linden - und Augsburg eben die Maxstraße, die nach dem bekannten bayerischen König benannt ist. Viele Könige lieben prunkvolle Bauten - gerade die aus der Kaiserzeit. Da es in Augsburg aber weder ein Versailles wie in Paris, einen Ajuda-Palast aus Lissabon oder Charlottenburg in Berlin gibt, haben wir hier „nur“ die Maximilianstraße, die aber mindestens ebenso prachtvoll an den Glanz des Kurfürstentums und des späteren Königreichs Bayern erinnert

Augsburger Kanäle

„Die Güter stellen ein hervorragendes Beispiel einer überlieferten menschlichen Siedlungsform, Boden- oder Meeresnutzung dar, die für eine oder mehrere bestimmte Kulturen typisch ist, oder der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, insbesondere, wenn diese unter dem Druck unaufhaltsamen Wandels vom Untergang bedroht wird.“

Die Wasserkraft ist früher wie heute ein wichtiger Bestandteil wirtschaftlicher Entwicklung. Tatsächlich ist ja die Augsburger Wasserwirtschaft der Anstoßpunkt für die UNESCO-Bewerbung - das schließt die Augsburger Kanäle für diese Liste aber ja nicht aus.

Die Wasserwirtschaft ist nämlich bezeichnend für die Augsburger Umweltnutzung hinter den Stadtmauern. Hier wird - beziehungsweise wurde - nämlich die gewaltige Kraft des Lechs für viele Gewerbetreibende in Augsburg genutzt - ein Wasserrad findet sich heute noch unweit der City Galerie.

St. Ulrich und Afra

„Die Güter sind in unmittelbarer oder erkennbarer Weise mit Ereignissen oder überlieferten Lebensformen, mit Ideen oder Glaubensbekenntnissen oder mit künstlerischen oder literarischen Werken von außergewöhnlicher universeller Bedeutung verknüpft.“

In diese letzte Kategorie gehört für uns das gewaltige Kirchenensemble St. Ulrich und Afra. Denn hier finden wir etwas ganz besonderes: Die große Basilika ist katholischer Konfession, die kleinere St. Ulrichskirche hingegen Evangelischer. Das heißt, hier sind zwei zusammengehörende Kirchenbauten unter beiden in Augsburg stark präsenten Konfessionen aufgeteilt. Dass es so ein enges und friedliches Miteinander ausgerechnet in Augsburg gibt, ist dagegen nicht verwunderlich, ist Augsburg ja über die Stadtgrenze weit hinaus für den hier geschlossenen Religionsfrieden aus dem Jahre 1555 bekannt, an den noch immer der Feiertag am 08. August erinnert.

Was ist eure Meinung? Was ist noch eine kulturelle Perle Augsburgs?