Nicht nur in Bücherläden stolpere ich immer häufiger über Ratgeber und Selbsthilfe-Bücher zu dem Thema, sondern auch in den Sozialen Medien machen sich immer mehr Influencer für #selflove stark – zugegeben manche mehr, manche weniger authentisch. Egal ob durch motivierende Zitate, Selfies ohne Make Up oder (überraschend viele) Fotos von Tee-Tassen – die ganze Online-Welt scheint sich aktuell um das Thema Achtsamkeit und Selbstliebe zu drehen. Doch warum das Ganze?
Wie sieht mein ideales Leben eigentlich aus?
Eigentlich doch ziemlich widersprüchlich, dass uns ausgerechnet diese Online-Welt voll Selbstdarstellern predigen möchte, wie wir uns selbst zu lieben haben. Schließlich geht es doch bei dem Thema Achtsamkeit und Selbstliebe genau darum, sein eigenes Ding zu machen und sich nicht von anderen vorschreiben zu lassen, wie das ideale Leben auszusehen hat. Je mehr ich aber meinen Instagram-Feed durchscrolle, desto mehr bekomme ich das Gefühl, das wir genau das verlernt haben. Viel zu lange schon haben wir uns steuern und mitreißen lassen von Trends, Hashtags und Popkultur. Wie sieht mein ideales Leben eigentlich aus?
Der Druck, sich selbst zu lieben
Anstatt sich nach außen zu fokussieren, sollte der Blick nach innen gerichtet werden.
Kurz gesagt, hat Selbstliebe herzlich wenig mit dem #selflove zu tun, durch den uns erneut von außen vorgegeben wird, dass und wie wir uns selbst lieben müssten. Denn noch bevor Yoga und Meditation „in“ geworden sind, war die Idee dahinter so simple wie wertvoll: Anstatt sich nach außen zu fokussieren, soll der Blick nach innen gerichtet werden. Darauf, was ich gerade denke, was ich gerade fühle, was mein Körper gerade braucht. Das Gegenteil also von diesem Druck, mit dem wir lernen müssen, umzugehen. Der Druck, das eigene Leben als etwas ganz Besonderes präsentieren zu müssen und aus der Masse an Perfektion, Information und Entertainment herauszustechen. Der Druck, der langsam vom „Außen“ zum „Innen“ mutiert. Doch wie schafft man es in einer konkurrenzbesessenen Gesellschaft überhaupt, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen und geduldig mit sich zu sein?
Selbstachtung statt Selbstliebe
Wir sind Menschen, wir bauen scheiße und sind auch manchmal Arschlöcher.
Wahrscheinlich würde schon helfen, auch mal „nein“ zu sagen, Trends nicht immer mitzumachen, gegen den Strom zu schwimmen. Denn Selbstliebe bedeutet nicht, allen ständig auf Instagram unter die Nase reiben zu müssen, wie gut man mit sich selbst klarkommt und mit ironischen Bildunterschriften das Bedürfnis nach Selbstdarstellung zu maskieren. Denn die Wahrheit ist, dass es unwahrscheinlich (und auch irgendwie wieder nicht ganz unproblematisch) ist, wirklich ALLE Seiten Deines Ichs zu lieben. Schließlich sind wir Menschen, wir bauen scheiße und sind auch manchmal Arschlöcher. Doch auch diese Seiten kann man zumindest wertschätzen. Auch wenn es auf Instagram manchmal den Anschein hat, gibt es nicht dieses eine Geheimrezept, wie Du mit deinen Fehlern umgehen sollst. Wer will sich schon vorschreiben lassen, wie man sich zu lieben hat? Du bist einzigartig und nicht abhängig von Likes und Kommentaren. So wie jeder von uns. Wie wäre es also statt Selbstliebe mit Wertschätzung und Selbstachtung?