Beim Urban Exploring (kurz: Urbexing) handelt es sich um die private Erforschung von verlassenen Gebäuden oder Geländen, sogenannten Lost Places. Mit Taschenlampe und Kamera bewaffnet, erkunden und dokumentieren Urbexer diese Lost Places, die es überall auf der Welt gibt – auch in Augsburg.
Wir haben den Fotographen und Urban Explorer Robert Harpaintner aus Augsburg interviewt um alles Wissenswerte über die Faszination des Urbexing zu erfahren. Über Tipps für Beginner, ungeschriebene Gesetze und wie er gerade noch so entwischt ist – erzählt Robert Harpaintner hier.
Was begeistert dich so an der Faszination des Urban Exploring und wie bist du dazu gekommen?
Es ist der Kick, das Unbekannte, das Geheimnisvolle. Was kommt auf einen zu? Was erwartet einen? Was bekommt man zu sehen? Die Begeisterung vom Verfall. Die Geschichte der Gebäude. Wie und was dort damals war, wie die Menschen dort gearbeitet oder gewohnt haben.
Ich bin zum Urbexen gekommen als ich unterwegs war und zufällig eine alte Ziegelei in Augsburg gefunden habe. Ich bin erst ein paar Mal um das Gelände gelaufen und habe geschaut, wo oder ob es einen Zugang gibt. Natürlich habe ich auch darauf geachtet, ob Überwachungskameras vorhanden sind oder ein Sicherheitsdienst vor Ort ist. Dieses Gefühl des Risikos und der Neugier hat bei mir etwas ausgelöst. Ich bin eigentlich immer alleine unterwegs. Dies ist zwar gefährlich, wegen der Einsturzgefahr der Gebäude, aber ich liebe es dort abschalten zu können und die Ruhe zu genießen. Wenn ich ein Gelände betrete, sende ich aber immer meinen Standpunkt an meine Frau.
Gibt es in und um Augsburg viele dieser Lost Places und was sollte man beachten, wenn man einen gefunden hat?
Auch in Augsburg gibt es diese Lost Places – leider nicht mehr so viele, da zu viel abgerissen und Neues gebaut wird. Aber man kann nach längerer Recherche und Suche doch noch das ein oder andere Schmuckstück finden. Ich setze mich aber auch oft ins Auto und fahre einfach Stunden lang durch die Dörfer um eventuell was zu finden. Ich bin seit ca. einem Jahr in ganz Deutschland und Italien unterwegs.
Als Urbaner solltest du das Objekt immer so verlassen, wie du es vorgefunden hast. Ganz wichtig: Nichts zerstören, wenn man etwas anfasst sollte man diese Gegenstände wieder an den Ursprungsort zurücklegen und nur das Gelände betreten, wenn es kein Einbruch ist (keine Scheiben eintreten und keine Gewalt anwenden)!
Stimmt es, dass es ein ungeschriebenes Gesetz ist seine gefundenen Lost Places nicht zu verraten? Und wenn ja, wieso ist es so?
Ich sage mal so, es sollte nicht jeder den Standpunkt erfahren. Unter Kollegen ist es Vertrauenssache und man tauscht seine Erfahrungen untereinander aus. Wir posten die genauen Standorte aber bewusst nicht öffentlich, da das Risiko zu groß ist, dass Menschen diese einzigartigen Orte zerstören.
Wie findet man solch tolle verlassene Orte (in Augsburg)?
Finden kann man diese Orte über Berichte im Fernsehen, über das Austauschen mit anderen Urbexern und natürlich durch den zufälligen Fund. Wenn man ein Schmuckstück gefunden hat beginnt die Arbeit. Die Location erstmal in Google Maps anschauen, ob es womöglich eine offizielle Zufahrt oder Nachbarhäuser gibt, den Weg planen, alles Notwendige einpacken und dann geht es los.
Hast du irgendwelche Tipps für Leute, die auch mit dem Urbexen beginnen möchten?
Mich fragen viele in Facebook, wie ich zu solchen Objekten komme. Den Neugierigen gebe ich immer gute Ratschläge, biete gerne meine Hilfe an und erkläre was zu beachten ist. Einem Urbexer muss immer klar sein, dass man ein Gebäude oder Gelände betritt, welches einen Besitzer hat. Wenn der Zutritt nicht erwünscht ist, ist es Hausfriedensbruch. Heißt wenn du erwischt wirst, kann es zu einer Anzeige kommen. Bisher hatte ich Glück und daher gehe ich immer alleine, so dass ich für niemand verantwortlich bin.
Wichtig sind genügend Akkus für die Taschenlampen, gute wasserdichte Kleidung und das richtige Schuhwerk (feste Schuhe sind ein Muss und am besten sollten sie auch leise sein). Immer auf einen vollen Handyakku achten und auch einen eventuellen Fluchtweg planen. Dies kann von Vorteil sein, falls mal unangenehmer Besuch kommt. Letzens war ich solch einer Situation: Ich war zwei Stunden vor Ort, als ich plötzlich Stimmen hörte. Für mich war klar: Sofortiger Abbruch! Man weiß nie, wer es ist - die Polizei, der Hausmeister oder Obdachlose.
"Ich könnte Stunden lang über meine Erfahrungen erzählen. Das ist wie eine Sucht - man ist immer am planen, was macht man als nächstes entdecken könnte."
Wer mehr über Urban Exploring und Lost Places in Augsburg erfahren möchte, der kann gerne der Facebookgruppe ,,Augsburg Umgebung Lost Places“ von Robert Harpaintner beitreten.