Es ist kein ungewöhnlicher Anblick: Ob im Park, am See oder in der Innenstadt – nahezu überall sind bei genauem Hinsehen Zigarettenstummel auf dem Boden zu entdecken. Für viele gehört es zur Routine, die Kippe nach dem Rauchen auszudrücken und wegzuschnipsen. Eine kleine Geste, die nicht nur teuer werden, sondern auch viel Schaden anrichten kann.
Aufgaben des Ordnungsamtes
Das Augsburger Ordnungsamt ist für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zuständig. Zu den Aufgaben der Abteilung Außendienst zählen unter anderem Konfliktmanagement, Parkraum-, Geschwindigkeits- und Gewerbeüberwachung. Auch die Unterbindung einer unrechtmäßigen Entsorgung von Müll gehört dazu. Dabei kann es sich ebenso um den illegalen Sperrmüll am Straßenrand wie um das unachtsame Wegwerfen einer Kippe im Park handeln.
Aktion in Augsburg und Wege der Entsorgung
Auch in diesem Jahr plant das Ordnungsamt der Stadt Augsburg wieder eine Sonderaktion, um auf den Müll von Zigarettenkippen aufmerksam zu machen. Dafür verteilen Mitarbeitende ab Montag, den 8. Juli, eine Woche lang im Stadtgebiet sowie in Parks und Grünanlagen kleine Handaschenbecher. Bereits im vergangenen Jahr fand diese Aktion statt, bei der rund 800 Exemplare an Rauchende weitergegeben wurden. Laut dem städtischen Ordnungsdienst wurde die Aktion sehr positiv aufgenommen. Die Handaschenbecher bilden dabei nicht die einzige Möglichkeit, um Zigaretten ordnungsgemäß zu entsorgen. Stattdessen stehen im Augsburger Stadtgebiet ebenso an zahlreichen Haltestellen und öffentlichen Plätzen rund 500 „Ascher“ zur Verfügung. Wer sich dennoch für den Weg auf den Boden entscheidet, muss in Augsburg ein Bußgeld von 40 Euro bezahlen.
Zigaretten als weltweites Müllproblem
Es sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1,25 Milliarden Erwachsene, die derzeit weltweit Tabak konsumieren. Damit ist die Zahl im Vergleich zu den vergangenen Jahren zwar trotz des Anstiegs der Weltbevölkerung gesunken, dennoch sind es noch immer unglaublich viele Menschen. Das Ordnungsamt Augsburg führt an, dass bis zu zwei Drittel aller aufgerauchten Zigaretten auf der Straße landen. Damit sind Kippen laut einer vom ZDF angeführten Studie der am häufigsten weggeworfene Gegenstand im öffentlichen Raum – und das, obwohl die Glimmstängel aufgrund ihrer toxischen Inhaltsstoffe eigentlich zu Giftmüll zählen müssten, da sie die Umwelt enorm belasten. Ebenso weist das ZDF darauf hin, dass in manchen Städten bis zu 130 Zigarettenstummel pro Quadratmeter oder gar 1.600 Stummel je hundert Meter Strand zu finden sind. Ein Problem, mit dem sich Politiker weltweit beschäftigen müssen.
Schäden für Mensch und Tier
Die Zigarettenkippen gelangen oftmals direkt in die Kanalisation oder deren Inhaltsstoffe werden durch Regenwasser ausgespült. Dadurch werden giftige Substanzen in die Gewässer gespült, welche anschließend die dortigen Lebewesen nachhaltig schädigen und unter Umständen auch in unsere Nahrungskette aufgenommen werden. Doch ist der Weg über das Wasser nicht die einzige Verbreitung des giftigen Mülls. So fressen beispielsweise auch Vögel die kleinen Stummel oder bauen sie in ihre Nester ein. Während ersteres zum Tod führen kann, bewirkt letzteres zum Teil Veränderungen im genetischen Material der Küken. Auch andere Tiere gelangen in ihren Lebensräumen an die Stummel und erfahren dadurch teils tödliche Erkrankungen. Des Weiteren ist Nikotin nach Medikamenten die häufigste Ursache für Vergiftungen bei kleinen Kindern. Laut dem Landesverband Bremen werden jedes Jahr mehr als 9.000 Kinder behandelt, die auf Zigarettenkippen gekaut haben oder diese gar verschluckt haben. Zwar zeigt die Erfahrung aus der Praxis, dass diese Vergiftungen in der Regel nicht tödlich enden, trotzdem birgt es Gefahren für die kleinen Kinder.
Schadstoffe und Mikroplastik: Einmal um die Welt
Das Ausmaß des Zigarettenmülls auf der Erde ist wohl kaum vorstellbar. Doch der Landesverband Bremen führt an, dass allein an der Ostsee über 53 Prozent des Mülls bei Sammelaktionen ausschließlich aus Kippenstummeln bestehen. Auch im Packeis der Arktis hätten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Partikel aus Celluloseacetat von Zigarettenkippen gefunden.
Doch der Müll ist nicht die einzige Auswirkung, die die glimmenden Reste der Zigarette auf die Umwelt haben. So zeigt eine Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dass nur 0,5 Prozent der Brandursachen (Stand 2023) auf natürliche Umstände zurückzuführen waren. Während mit 77,4 Prozent ein Großteil der Brände zwar auch unbekannter Ursachen entsprangen, konnten rund 24,4 Prozent der Fälle auf Fahrlässigkeit zurückgeführt werden. Dabei handelt es sich unter anderem um unachtsame Camper ebenso wie um weggeworfene Zigarettenstummel. Insgesamt 2,8 Prozent sind unterdessen vorsätzliche Brandstiftung.
Gefährliche Substanzen in einer Zigarette
Noch immer hält sich bei vielen Rauchenden der Irrglaube, dass der Filter aus Watte bestehe und somit biologisch abbaubar wäre. Zwar gibt es schon einige Alternativen, doch in der Regel bestehen die Produkte noch immer aus Celluloseacetat, das sich erst nach langer Zeit zu Mikroplastik zersetzt und dann für immer auf dieser Welt bleibt.
Doch das ist noch nicht alles: Wissenschaftler schätzen nach Angaben des ZDF, dass es 5.000 bis 7.000 verschiedene Chemikalien in einer Zigarette gibt, von denen auch viele noch in den schon gerauchten Stummeln vorzufinden sind. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Nikotin, ein potentes Nervengift, das mitunter krebserregend und erbgutschädigend ist. Dieses kann auch zu Verhaltensänderungen bei Lebewesen wie Insekten führen. Des Weiteren beinhalten Zigaretten giftige Stoffe wie Blausäure, Ammoniak, Glykole, Formaldehyd und Aceton. Auch diese können schwere Krankheiten bei Tier und Mensch hervorrufen.